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Angela Merkel in Chemnitz: "Ich weiß, dass mein Gesicht polarisierend ist"

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Ungelesen 17.11.18, 00:39   #1
BLACKY74
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Standard Angela Merkel in Chemnitz: "Ich weiß, dass mein Gesicht polarisierend ist"

Zitat:
Nach den Unruhen in Chemnitz versucht die Kanzlerin in der Stadt Bürgern nahezukommen. Nicht jeder war anfangs begeistert von diesem späten Besuch. Was hat er gebracht?

Eine Reportage von Doreen Reinhard, Chemnitz
17. November 2018, 0:48 Uhr


Angela Merkel im Gespräch mit Bürgerinnen und Bürgern in Chemnitz © Uwe Meinhold - Pool/Getty Images

Die Unruhe hat sich noch nicht ganz verzogen. Aber Chemnitz hat sich wieder abgekühlt. Vor drei Monaten hat über diese Stadt das ganze Land diskutiert. Über die *******, die hier tobten. Überstanden ist diese Krise noch lange nicht. Der Tod von Daniel H., die Festnahme von Migranten als Tatverdächtige, die Proteste von Tausenden, darunter viele Rechts*******. Es folgten Dialogversuche zwischen Politik und Bürgern, um die hypernervöse, gespaltete Stadt wieder in den Griff zu bekommen. Doch wie spricht man sich über all das aus? Dass Chemnitz seit einer Weile nicht mehr das Topthema in den Nachrichten ist, darüber sind viele Bewohner froh. Nun aber gibt es wieder so einen Tag mit unglaublich viel Aufmerksamkeit: Die Kanzlerin hat sich angekündigt. Eine Frage, die Angela Merkel an diesem Freitag von etlichen Seiten gestellt bekommt: Was wollen Sie erreichen mit Ihrem Besuch?

Auch Barbara Ludwig, die Chemnitzer Oberbürgermeisterin, kann nicht verbergen, dass ihr diese neue Aufregungswelle nicht ganz geheuer ist. Nichts gegen den Besuch der Kanzlerin, aber direkt nach den Eskalationen im Hochsommer hätte sie so eine Visite mehr begrüßt, erklärt Ludwig. Sie habe Angela Merkel bereits im September zu einem Bürgerdialog geladen, sagt sie vor dem Besuch in einem Interview. "Jetzt, mit diesem Abstand, ist die Frage, welches Ziel sie verfolgt. Wenn der Besuch ein Signal des gesellschaftlichen Zusammenhalts sein soll, in einer Zeit der Polarisierung, dann ist er richtig und wichtig. Natürlich besteht die Gefahr, dass die Stadt erneut aufgewühlt wird."

Zugesagt hat die Kanzlerin einen Bürgerdialog, veranstaltet von der Freien Presse. Vier Leser wurden für das Podium ausgewählt. Auch Dirk Richter, IT-Techniker, der in jenen Augusttagen versucht hatte, mit einer eigenen Kundgebung, die Mitte der Gesellschaft zu mobilisieren. "Die Ereignisse haben mich sehr beschäftigt", erzählt er. Und: "In den vergangenen Wochen ist bereits viel Positives in der Stadt passiert. Ich habe das Gefühl, dass die Stadt wieder etwas zur Ruhe gekommen ist. Deshalb auch meine Frage: Warum sind Sie jetzt hier?"

"Ich weiß, dass mein Gesicht polarisierend ist", antwortet Angela Merkel. "Das weiß ich auch aus dem Bundestagswahlkampf. Ich wollte nicht in der ganz aufgeheizten Stimmung kommen." Deshalb der späte Termin. "Die Stadt ist mir wichtig. Ich bin hier, um mit den Chemnitzern zu diskutieren."

Begleitet wird sie an diesem Tag von einer großen Delegation, auch die Oberbürgermeisterin und Michael Kretschmer, Sachsens Ministerpräsident, sind bei den Terminen dabei. Das Programm, das Nähe schaffen soll, wirkt zunächst wie immer, wenn die Regierungschefin sich irgendwo ankündigt – wie ein Staatsakt, der vor allem Wirbel verursacht. Mittags besucht sie eine Sporthalle, dort trainieren die Niners, ein erfolgreiches Basketballteam der Stadt. Eine Verabredung, die menscheln, Vereinsarbeit leuchten lassen soll. Man wisse selbst gar nicht so genau, wer eigentlich wen eingeladen hat, sagt eine Sprecherin der Mannschaft. "Aber wir sind happy über den Besuch."

Es gibt aufwendige Sicherheitschecks, durch die sich gut 130 Journalisten schlängeln. Bei Heimspielen der Mannschaft sind oft nur eine Handvoll da. Zig Kameras filmen, wie die Basketballer durch die Halle dribbeln. Dann betritt die Politik das Parkett. Kurzes Parlieren für die Journalisten, Mikrofone angeln nach Tönen des Miteinanders, doch der Sicherheitsabstand ist zu groß. Dann zieht man sich zum Austausch von Gefühlslagen zurück. Später treten zwei junge Spieler vor die Kameras. Nach dem Messerangriff auf Daniel H. habe er zuerst Angst gehabt, abends durch die Stadt zu laufen, erzählt einer der beiden Basketballer. Dann kamen die Proteste hinzu, die vielen Schlagzeilen und das Gefühl, nicht mehr genau zu wissen: Ist das alles wirklich noch Chemnitz, meine Stadt? "Jetzt pegelt sich alles wieder ein bisschen ein", sagt er. So habe man das auch der Kanzlerin erzählt. "Positiv bleiben, auch wenn es mal schwierige Zeiten gibt. Das war ein Rat, den sie uns gegeben hat."

Mal merkelhaft verästelt, mal nahbar und salopp

Diese Botschaft versucht Angela Merkel auch später, bei der Debatte mit den Zeitungslesern, immer wieder unterzubringen. Etwa 120 Menschen sitzen im Raum, die Teilnehmer wurden ausgelost. Die vier Vertreter auf dem Podium gehen als Querschnitt der Bevölkerung durch, ******* ausgenommen. Leser Dirk Richter: "Sie wollen also auch positive Bilder aus Chemnitz in die Welt schicken, das ist gut. Aber was machen wir mit den Unzufriedenen in der Stadt?" Merkels Reaktion: Sie spricht über Verkehrsprojekte, über besser Anbindungen, die man schaffen müsse. "Aber…", entgegnet Richter ein wenig verwirrt. "Aber ich denke, die Unzufriedenheiten liegen nicht nur bei den Verkehrsprojekten. Hier gab es ja auch Rechtsradikale. Darüber müssen wir auch sprechen." Sie schiebt schnell nach: Die Ereignisse im August hätten die Menschen aufgewühlt. "Es hat Demonstrationen gegeben, das ist das gute Recht der Menschen. Aber das rechtfertigt nicht, dass rechtsradikale Symbolik verwendet wird."

Es ist ein technischer Start, den Angela Merkel hinlegt. Aber das ist nur der Anfang von zwei dichten Stunden, in denen viele Fragen und Vorwürfe an sie herangetragen werden, die sonst anderswo rumoren. Der Ton ist sachlich, konstruktiv. Die Antworten der Kanzlerin: mal merkelhaft verästelt und detailbeladen, mal nahbar und salopp.

Klaus-Peter Olivo, ein älterer Herr aus dem Leserforum, will über kriminelle Migranten sprechen: "Was denken Sie, wenn Sie über Taten wie die Gruppenvergewaltigung in Freiburg hören? Da war der Hauptverdächtige ein Intensivtäter." Noch sei nicht alles perfekt in den Prozessen, erklärt die Kanzlerin, doch man habe mehr Polizisten eingestellt und bemühe sich, dass die Gerichte schneller arbeiten. "Wir sind durch die vielen Flüchtlinge, die zu uns gekommen sind, auch herausgefordert."

"Man kann auch ein leidenschaftlicher Sachse sein"

Agnes Klafki, ebenfalls Teil des Leser-Quartetts, fragt Merkel nach den Ursachen, warum sich viele Menschen in Ostdeutschland noch immer als Bürger zweiter Klasse fühlen. Die Kanzlerin reagiert verständnisvoll: "Einige haben eben den Eindruck, dass vieles nicht gewürdigt wird. Manche Menschen sehen zum Beispiel nicht, wie ihre Enkel aufwachsen, weil die Kinder längst weit weg wohnen. Da sind Dinge verloren gegangen. Aber ich freue mich, dass jetzt auch hier in der Region wieder viele Stellen frei sind. Das ist doch gut." Merkel sucht nach positiven Emotionen, neben allen Sorgen und Problemen. Sie will auch Selbstbewusstsein stärken. "Wir haben doch auch so viel geschafft." Die Leser auf dem Podium nicken. Doch wenn das nur so einfach wäre mit dem Stolz. "Man will das ja nicht mehr so sagen, dass man stolz ist, weil das sofort so komisch klingt heutzutage", sagt Dirk Richter. Entrüstung bei Merkel: "Natürlich kann man stolz sein. Man kann auch ein leidenschaftlicher Sachse sein."

Wird Politik ausreichend erklärt? Einige Leser finden: nur bedingt. So richtig will Angela Merkel das nicht einsehen. Entscheidungen seien erklärt worden, zum Beispiel in Bundestagsreden, das könne man alles nachhören. Es folgt ein wenig Hin und Her, schließlich gibt sie zu: "Vielleicht ist das Bürgergespräch zu kurz gekommen. Das ist aber auch eine Aufgabe für alle Bundes- und Landtagsabgeordneten."

Aggressivität schlägt Merkel an diesem Abend nicht entgegen, nicht direkt. Nur einmal meldet sich ein Mann aus dem Publikum, der sich als Pro-Chemnitz-Anhänger zu erkennen gibt: "Ich lade Sie alle ein, mit zu unseren Demonstrationen zu kommen." Viel Wind entfacht er nicht, jedenfalls nicht in diesem Raum. Das fremdenfeindliche Lager hat sich auch an diesem Abend wieder auf der Straße versammelt, angeführt durch den Rechts*******n Martin Kohlmann. Die Kundgebung findet einige Hundert Meter entfernt vom Saal der Leserdebatte statt. In den Tagen zuvor hatte Pro-Chemnitz über Netzkanäle intensiv mobilisiert. Etwa 1.500 Menschen schließen sich an, weniger als erwartet. Viele harte Rechte sind dabei, aber auch etliche Familien und Rentner in den Reihen zu sehen. Einige Journalisten werden mit schimmligem Obst beworfen. Zu größeren Auseinandersetzungen kommt es nicht.

Die Kanzlerin bekommt von all dem nichts mit. Ausnahmsweise schallen ihr bei einem heiklen Besuch in Ostdeutschland keine Merkel-muss-weg-Rufe entgegen. Kritiker ihrer Politik sitzen auch im Leserforum genug, doch Meinungen werden ruhig vorgetragen. Außerdem hört die Kanzlerin auch ganz andere Töne an diesem Tag. Eine Teilnehmerin will sich bei ihr bedanken für die grundsätzlich gute Lage im Land. Angela Merkel wirkt einen winzigen Moment lang überrascht bei solchen Sätzen. "Ich glaube ja nicht, dass viele hierher gekommen sind, um zu hören, dass jemand die Merkel lobt", sagt sie. "Aber das bildet vielleicht auch einen Teil der Bevölkerung ab."
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