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Geschichtsvergessenheit: Géraldine Schwarz’ Familiengeschichte "Die Gedächtnislosen"

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Ungelesen 22.10.18, 19:00   #1
pauli8
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Standard Geschichtsvergessenheit: Géraldine Schwarz’ Familiengeschichte "Die Gedächtnislosen"

Zitat:
Gegen Geschichtsvergessenheit
Géraldine Schwarz’ Familiengeschichte "Die Gedächtnislosen"



21.10.18 | 05:36 Min. | Verfügbar bis 22.10.2019

Die deutsch-französische Journalistin Géraldine Schwarz taucht tief ein in die europäische Geschichte vor und nach dem Zweiten Weltkrieg. Erinnerungsarbeit ist für sie das Fundament der Demokratie und eine Waffe gegen Rechtspopulismus.

Text-Info:
"Ich bin ein Kind Europas", sagt die Journalistin Géraldine Schwarz, "ein Kind der Versöhnung von Frankreich und Deutschland." Die Tochter einer Französin und eines Deutschen wurde 1974 in Straßburg geboren, wuchs in Frankreich auf und lebt seit 2001 in Berlin.
Was es mit ihren europäischen Wurzeln auf sich hat, wie sich persönliche und kollektive Geschichte verbinden, das erzählt sie in ihrem Buch "Die Gedächtnislosen". Es handelt vom Vergessen, Verschweigen, Verdrängen und ist ein starkes Plädoyer für die Erinnerungskultur. ttt hat die Autorin in Berlin getroffen.

Familiengeschichte
Géraldine Schwarz taucht tief ein in die französische und die deutsche Geschichte. Ausgehend von ihrer eigenen Familie fächert sie die europäische Historie vor und nach dem Zweiten Weltkrieg auf. Sie will die großen Zusammenhänge im Kleinen aufscheinen lassen. Nur so sei es möglich zu begreifen, was geschehen ist.

Fehlendes Schuldgefühl
Doch um die Geschichte zu erzählen, muss sie erst einmal das Vergessen überwinden. In einem Mannheimer Archiv entdeckt sie Dokumente, die belegen, dass der Großvater väterlicherseits – wie so viele andere Deutsche – ein Profiteur der Arisierung war. 1938 erwarb er das Unternehmen der jüdischen Familie Löbmann, die zum Verkauf gezwungen war. Auch nach dem Krieg war sich der Großvater keiner Schuld bewusst. Im Gegenteil: In einem Briefwechsel mit dem einzigen Nachkommen der Löbmanns zieht er die Entschädigungsansprüche in Zweifel, beschimpft ihn als Gauner und sieht sich selbst als Opfer.

"Was mich ziemlich bewegt und betroffen hat, ist der Mangel an Empathie von meinen Großvater gegenüber diesem einzigen Überlebenden des Holocaust", sagt Géraldine Schwarz. "Mein Großvater hat Mitleid nur mit sich selber. Das war symptomatisch für die deutsche Gesellschaft damals, sie war geprägt von einem fehlenden Schuldgefühl."

Mitläufer und Kollaborateure
Auf der anderen Seite steht ihr Großvater mütterlicherseits. Er war Gendarm unter der deutschen Besatzung. Was genau er getan und wie er sich verhalten hat, ist nicht bekannt. So wie vieles aus der von Deutschland eingesetzten Vichy-Regierung unter Marschall Pétain lange nicht bekannt war.
"Die Franzosen haben mit dem Gedanken gelebt, dass die Mehrheit Widerstandskämpfer gewesen war. Dieser Gedanke wurde auch unterstützt von General de Gaulle, der gleich nach dem Krieg diesen Satz gesagt hat: 'Vichy, ce n'est pas la France' – das ist nicht Frankreich –, was eigentlich heißt, dass Vichy nur von einer kleinen Gruppe unterstützt wurde. Was natürlich falsch war, weil Vichy sehr lange von einer Mehrheit der Franzosen unterstützt wurde."

Spät hat Frankreich damit begonnen, seine Mitschuld an den Naziverbrechen aufzuarbeiten. Géraldine Schwarz erzählt von ihrer Mutter Josianne, die bei Drancy aufwuchs, einer Kleinstadt nordöstlich von Paris. Erst in den 1970er-Jahren hat sie erfahren, dass sich in Drancy das größte Sammellager Frankreichs befand. Von hier aus wurden über 100.000 Juden nach Ausschwitz deportiert, mit tatkräftiger französischer Hilfe. Seit 1976 erinnert ein Denkmal an die Opfer. Im September 2012 eröffnete Staatspräsident Hollande eine Gedenkstätte mit Museum.

Waffe gegen Rechtspopulismus
Für Géraldine Schwarz ist die Erinnerungsarbeit das Fundament einer stabilen Demokratie und eine Waffe gegen den Rechtspopulismus. Wie sich Deutschland seiner Vergangenheit gestellt hat, hält sie für beispielhaft. "Im Ausland wird die Art und Weise, wie Deutschland es geschafft hat, von einer der schlimmsten zu einer der vorbildlichen Demokratien überzugehen, sehr bewundert."

Umso eindringlicher warnt sie vor der Geschichtsvergessenheit, der die Rechtspopulisten das Wort reden – nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen europäischen Ländern. Ihr Buch hat sie aus Sorge um den Zustand Europas geschrieben. Denn: "Ich will verstehen, was war, um zu wissen, was ist, Europa seine Wurzeln zurückgeben, die die Gedächtnislosen versuchen, ihm zu entreißen."
Quelle:
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