Das ist für mich ist es eine Frage des Charakters. Ich habe mich schon vor geraumer Zeit von Newstickerns verabschiedet und möchte nur noch "täglich" aktuell sein. Beispiel Pariser Anschläge: Gehört habe ich es umgehend durch Mitmenschen. Die ersten "News" las ich dazu erst einen Tag später. Warum sollte ich auch den "Terrorexperten" beim Verteilen von Spekulatius zusehen? Oder noch besser den selbsternannten Verteidigern des Abendlands beim Überschlagen beobachten?
Noch kniffliger ist die Frage ob es ein Weltbild eine Weltformel sein kann. Die Informationsflut unter einem einzigen Hut zu bringen. Das funktioniert nicht. Unwissenheit macht Angst und der Drang zu einem alles erklärenden Weltbild scheint schon instinktiv. Paradebeispiel sind Verschwörungstheoretiker, die schon alles zu Ende gedacht haben, bevor überhaupt etwas passiert. Das beruhigt enorm.
Kommt es der Faktenlage näher? Natürlich nicht. Gleiches gilt auch für die bornierten Verteidiger des Status Quo deren Argumentationsstrukturen mich zunehmend an Verschwörungstheoretiker erinnern, nur das sie besser aufgestellt sind. Mir gefällt der Begriff "offizielle Verschwörungstheorie", weil es den Kern trifft. Beispiel? Bis September 2008 waren Märkte sind unfehlbar, weil da die klügsten Köpfe der Menschheit Entscheidungen zum Wohle aller treffen (zB Lebensmittelspekulaten der Deutschen Bank). Na wenn die es nicht schaffen, oder? Jetzt würde keiner mehr sowas behaupten. Denn damals war für ein paar Wochen Schockstarre angesagt und Marx "Das Kapital" war ausverkauft. Monate später erfuhr man, dass auch Merkel und der damalige Finanzminister Steinbrück "nicht wissen was in zwei Wochen sein wird" - nur durch "Die Zeit". Denn die anwesenden Pressevertreter wurden gebeten keine Panik zu verbreiten. Die Angst vor dem Zerbrechen des Paradigmas war zu groß.
Kurz gesagt: Wer sich an eine starre Vorstellung klammert wird sie irgendwann in Trümmern wiederfinden. Mein Vorschlag wäre es die Unwissenheit zu akzeptieren, und sich einzugestehen, dass man nicht alles weiß und es Menschen gibt die mehr wissen. Dann verschwindet auch die Angst vor Unwissenheit und der Drang nach möglichst simplen Modellen, die die ganze Welt umfassen. Aspekte der Gegenwart können simpel sein, aber die Welt ist es nicht.
Einfacher ist es bei der "Entschleunigung". Bei einem Terroranschlag wird man nicht mehr erfahren, wenn man wie ein Kaninchen vor der Glotze sitzt und jedes Mal wenn "der Kollege vor Ort" berichtet, und "man nichts Genaueres sagen kann".
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