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Nach der Attacke auf Bürgermeister Joachim Kebschull hat die Gemeinde Oersdorf (Kreis Segeberg) eine weitere Drohung per E-Mail erhalten. "Wer jetzt noch immer nicht hören will, wird bestimmt lieber fühlen", heißt es in einem Schreiben, das der frühere Bürgermeister Wilfried Mündlein heute Morgen erhalten hat.
"Aus Knüppel wird Hammer, aus Hammer wird Axt", heißt es darin weiter. Gestern Abend hatten Unbekannte Kebschull niedergeschlagen. Die Polizei vermutet, dass der Angriff einen fremdenfeindlichen Hintergrund hat. Sie ermittelt aber auch in andere Richtungen. Oersdorfs Bürgermeister setzte sich in jüngster Vergangenheit dafür ein, Flüchtlinge in ein Haus in der Gemeinde einziehen zu lassen. Innenminister Stefan Studt (SPD) ist zurzeit vor Ort, um sich ein Bild von der Lage vor Ort zu machen.
Mehrere Drohungen in der Vergangenheit
Der 61 Jahre alte Verwaltungschef war auf dem Weg zu einer Sitzung des Bauausschusses seiner Gemeinde, als ein Unbekannter ihn nach Angaben der Polizei mit einem Knüppel hinterrücks niederschlug. Nach der Attacke klagte der Bürgermeister über Kopfschmerzen. Er kam mit einer leichten Gehirnerschütterung ins Krankenhaus. Gestern seien bei der Gemeinde laut Polizeisprecher Oliver Pohl zwei Drohbriefe eingegangen. In einem der Briefe habe ein Unbekannter nach Angaben der Leitstelle mit den Worten "Wer nicht hören will, muss fühlen" eine solche Tat angekündigt. Außerdem schrieb er "Oersdorf den Oersdorfern." Die Polizei nahm die Drohungen ernst und sicherte daraufhin die gestrige Ausschusssitzung.
Beamte kontrollierten unter anderem die Taschen der Teilnehmer. Rätsel wirft aber auf, dass der Bürgermeister gegen 19 Uhr noch einmal zu seinem Wagen zurückging, um einen Laptop zu holen. Er hatte seinen Wagen außerhalb des Sichtbereichs der Beamten geparkt, "was der Täter anscheinend ausnutzte", so die Polizei.
Polizei ermittelt seit Juli.
Es war nicht erste Mal, dass der Bürgermeister von Oersdorf Drohungen erhielt. Das Kommissariat ermittelt laut Polizei schon seit Juli. Es mussten bereits zwei Sitzungen des Bauausschusses der 900-Einwohner zählenden Gemeinde wegen Bombendrohungen ausfallen. Der für politisch motivierte Straftaten zuständige Staatsschutz ermittelt.
Das zuständige Amt Kisdorf hatte ähnliche Schreiben erhalten.
Der Amtsvorsteher Rainer Löchelt zog daraus bereits Konsequenzen: "Wir haben Strafantrag gestellt und somit polizeiliche Ermittlungen ausgelöst. Nach meiner Auffassung geht es gar nicht, dass staatliche Stellen sich von solchen Drohungen in ihren Handlungen beeinträchtigen lassen. Das darf in unserem Staat nicht passieren."
Politik und Oersdorfer Bürger reagieren geschockt.
Die Einwohner der Gemeinde waren fassungslos und verurteilten den Angriff auf den Bürgermeister. "Das erschreckt mich sehr, das ist nicht das, was wir von Oersdorf erwarten", sagte eine Anwohnerin. "Unerträglich, das können die meisten Menschen hier im Ort gar nicht begreifen und fassen", fügte ein anderer Bürger hinzu.
Auch Peter Schröder, der Landrat Segebergs, verurteilte die Tat.
Dieser brutale Angriff sei "unabhängig von der vermuteten Motivation des Täters auf das Schärfste zu verurteilen. Er bleibt nicht nachvollziehbar."
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