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Gender Reveal Partys - Stolze Eltern eines Flächenbrandes

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Ungelesen 18.09.20, 14:55   #1
pauli8
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Standard Gender Reveal Partys - Stolze Eltern eines Flächenbrandes

Zitat:
Gender Reveal Partys

Stolze Eltern eines Flächenbrandes

Eine Kolumne von Samira El Ouassil



Gender Reveal Partys, auf denen das Geschlecht eines Babys verraten wird, sind extrem angesagt. Doch diese Feiern sind nicht nur kitschig, sondern unterkomplex und gefährlich.

17.09.2020, 18.25 Uhr



Der blaue Rauch enthüllt das Geschlecht eines ungeborenen Babys - und zündet unter Umständen einige Hektar Land an
Foto: 
U.S. Forest Service / AP


What a time to be alive!
Wir leben in einer Zeit, in der Menschen so begeistert sein können vom schönen Umstand, Eltern zu werden, dass sie beim Teilen ihres privaten Glücks versehentlich den halben amerikanischen Wald abfackeln.

Was die Erderwärmung nicht hinkriegt, schaffen werdende Väter und Mütter mit zu viel Internetzugang: Seit letzter Wochen wütet in Kalifornien neben all den anderen Waldbränden auch einer, der durch ein raucherzeugendes Gerät einer sogenannten Gender Reveal Party ausgelöst wurde - eine Feierlichkeit, bei der das Geschlecht des erwarteten Babys mit allerhand Aufwand enthüllt und durch verschiedenartige blaue oder rosa Signale zelebriert wird. Das durch solch eine Party am 7. September entfachte "El Dorado Fire" hat tausende Hektar Natur zerstört, zahlreiche Kalifornier mussten ihre Häuser und Wohnungen verlassen.

Und nicht nur, dass Gender Reveal Partys aktuell a thing sind, nein, auch Waldbrände, die durch Gender Reveal Partys verursacht werden, werden mittlerweile zu einem thing. 2017 gab es bereits einen Flächenbrand in Arizona, der als "Sawmill Fire" in die Geschichtsbücher einging und der ebenfalls von einer blau gefärbten Geschlechtsverkündungsbombe feierlich angefeuert wurde.

In diesem Fall kann man in einer Videoaufnahme in Echtzeit sehen, wie das Feuer entsteht: Der werdende Vater schießt aus dem Off mit einer Waffe auf ein pyrotechnisches Gerät, um den Rauch freizusetzen, dessen Farbe das Geschlecht verkünden sollte: Wird es ein Junge? Wird es ein Mädchen? Es wurde ein einwöchiger Brand, der sich über 180 Quadratkilometer erstreckte, 800 Feuerwehrleute beschäftigte und den Schützen acht Millionen Dollar kostete.


Das "El Dorado" Feuer

Foto: Kyle Grillot / The Washington Post / Getty Images
Überhaupt ist das Eskalieren eben dieser Partys auch a thing: Hier dachte man sich, dass die Mitteilung an die Welt, dass der eigene Nachwuchs einen Penis haben wird, unbedingt ein lebendes Krokodil involvieren sollte. Und beim Ausstoßen des rosa oder blauen Rauches in Flammen aufgehende Autos sind mittlerweile ein eigenes Sub-Genre gescheiterter Gender Reveal Partys.

Eskalation kann aber auch Exorbitanz meinen: In Dubai wurde letzten Mittwoch das Burj Khalifa, das höchste Hochhaus der Stadt, in blaues Licht getaucht; eine Marketingaktion für das Gebäude in Kooperation mit einem prominenten Influencer-Pärchen. Überwältigt brachen die Zuschauer in Tränen aus, ob der megalomanen Phallusperformance. Ein babyblauer Skyscraper - mehr pränatale Virilität wurde noch keinem Ungeborenen zugeschrieben. Um diesem Maskulinitäts-Vorschuss überhaupt gerecht werden zu können, müsste der Junge seiner Mutter erklären, wie sie ihn am besten zur Welt bringt.

Bei all meinem Staunen über die destruktiven Nebeneffekte möchte ich keinesfalls in einen ausgeleierten Antiamerikanismus abdriften - zum einen, weil ich mir sicher bin, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis auch bei uns die bisher verhältnismäßig eher harmlosen Gender Reveal Partys einen ähnlichen gesellschaftlichen Stellenwert einnehmen werden wie etwa Halloween.

Und zum anderen, weil wir uns mit unserem alljährlichen Durchdrehen an Silvester in der Disziplin "dümmste und spektakulärste Form der Selbstamputation" auch nicht verstecken müssen. Wir haben zwar noch keine Feuer im von Trump so bewunderten österreichischen Laubwald losgetreten, aber wir haben immerhin bereits erfolgreich mit chinesischen Himmelslichtern ein ganzes Affenhaus zerstört und dabei 30 Tiere getötet.

Überambitionierte Eltern mit Nachwuchs-Narzissmus

Glaubt man der Legende, dann werden Gender Reveal Partys seit elf Jahren ausgerichtet, sind in Internetzeit also schon fast Folklore. Die rasche Selbstverständlichkeit, die dieser Brauch in Gesellschaft und Internetkultur erhielt, verdanken wir natürlich netzwerkdynamischen Effekten, die jede aufsehenerregende Präsentation und flammende Performance, die überdurchschnittlich instagrammable und dankbarer YouTube-Content sind, mit Reichweite belohnen. Der Algorithmus liebt überambitionierte Eltern, die ihren Nachwuchs-Narzissmus dankbar in das Getriebe einer farbenfrohen Aufmerksamkeitsökonomie hochladen.

Das ist vermutlich auch der Grund, warum sich die ersten Gender Reveal Partys vom schnöden Kuchenaufschneiden - ist der mit Erdbeercreme gefüllt, wird es ein Mädchen - zu superbowlähnlichen Live-Stream-Pyro-Spektakeln einer fett unterstrichenen Heteronormativität entwickelt haben.


Die Folgen einer Gender Reveal Party in Kalifornien
Foto: 
Ringo H.W. Chiu / AP


Als unwillkürliche Erfinderin dieses Trends gilt die Bloggerin Jenna Karvunidis, die damals den ersten Gender-Cake veröffentlichte und das Internet darüber informierte, dass sie eine Tochter erwartet.

Plot Twist Nr. 1: Seit einem Jahr fährt Karvunidis eine Kampagne, um Menschen davon abzuraten, solche Partys zu feiern, da sich ihre Wahrnehmung von Geschlecht verändert habe - abgesehen davon, dass sie auch sehr gefährlich sein können.

Plot Twist Nr. 2: Ihre heute elfjährige Tochter, also das Baby, dessen Geschlecht bei der ersten Gender Reveal Party des Internets mithilfe einer rosa Tortencremefüllung enthüllt wurde, trägt heute Anzüge, kurze Haare und verhält sich laut ihrer Mutter nicht nach den ihr zugesprochenen Geschlechtsstereotypen.

Augenscheinliche Dualität in einer mehrdeutigen Welt

Die Partys sind mit ihrem ausufernden Kitsch ein konsequentes Produkt unserer Zeit. Viele ihrer Varianten sehen aus wie Kindergeburtstage für Eltern. Gefeiert wird die scheinbar augenscheinliche Dualität in einer Welt, in der Geschlecht, Geschlechtsidentität und Geschlechtszuschreibung nicht mehr so eindeutig sind und auch nicht mehr sein wollen. Die Gender Reveal Party ist der vielleicht letzte Ort, wo eine praktische Vereindeutigung der Welt nicht nur inszeniert, sondern unhinterfragt zelebriert werden kann. Schnell werden noch ein paar blaue und pinke Rauchgranaten in die uneindeutige Gegenwart geworfen, bevor das eigene Kind mit einer mehrschichtigen Identität, die sich nicht über ihm zugesprochene Geschlechtsmerkmale definiert, für Unordnung sorgen könnte.

Vielleicht wirken sie deshalb jetzt schon aus der Zeit gefallen: Wo über Gendersternchen und Geschlechterquoten diskutiert und über Non-Binarität und Transidentitäten gesprochen wird, wo wir uns die ganze Zeit selbst dazu anhalten, Differenzierungen zu pflegen, Ambivalenzen zu kultivieren, Graustufen wahrzunehmen, stapfen vom Geschlecht beseelte Eltern mit der Unbekümmertheit Konfetti schmeißender Partygäste in die Wirklichkeit und zeichnen diese schwarz-weiß und blau-pink. Und zünden sie damit ungewollt an.
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pauli8 ist offline   Mit Zitat antworten
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Ungelesen 18.09.20, 18:15   #2
muavenet
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Zitat:
Um diesem Maskulinitäts-Vorschuss überhaupt gerecht werden zu können, müsste der Junge seiner Mutter erklären, wie sie ihn am besten zur Welt bringt.
Pränatales Mansplaining.
muavenet ist offline   Mit Zitat antworten
Ungelesen 18.09.20, 23:15   #3
Uwe Farz
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Ich bin ja schon ein ziemlich alter Knacker und habe schon einiges gesehen, aber hier bekommt die Bedeutung des Begriffes "Grober Unfug" eine neue Dimension.
Uwe Farz ist offline   Mit Zitat antworten
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Draalz (19.09.20), nichdiemama (19.09.20)
Ungelesen 19.09.20, 09:43   #4
eitch100
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Wie heißt es so schön: das ist überflüssig wie ein Kropf.

Guckt euch doch die Entwicklung bei den Kindergeburtstagen an. Größer, teurer, sensationeller... Ich kenne ein oder zwei Fälle, die werden/wurden zwar immer auf Geburtstage eingeladen, feierten aber nie selbst. Das führt natürlich gerade bei ausrichtenden Eltern irgendwann zu Unmut. Irgendwann kam dann heraus, warum die nie selbst feiern. Die haben sich schlicht geschämt, weil sie gegen diesen Protz nicht anstinken können...
__________________
Der Klügere gibt nach... deshalb regieren die Dummen die Welt
eitch100 ist offline   Mit Zitat antworten
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Draalz (19.09.20)
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