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Recycling - Biokapseln bitte nicht in die Biotonne

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Ungelesen 06.06.17, 12:43   #1
crowenhaft
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Standard Recycling - Biokapseln bitte nicht in die Biotonne

Zitat:
Recycling

Biokapseln bitte nicht in die Biotonne!

Kompostierbare Espresso-Kapseln sind bei Umweltbewussten der letzte Schrei. Dabei verrotten sie in Wirklichkeit gar nicht.

06.06.2017, von Sebastian Balzter


Ergebnis des FAS-Tests: Kompostierbare Espressokapseln nach zwei Wochen in der Kompostieranlage

Was macht man mit seinen Espressokapseln, wenn auf die Verpackung eine grüne Banderole mit der Aufschrift „compostable“ gedruckt ist? Wenn darauf außerdem eine stilisierte Blume mit der Überschrift „OK compost“ und ein Keimlings-Logo mit der Unterschrift „compostable“ zu sehen sind?

Wenn daneben auch noch steht, die Kapsel sei samt Aromafolie ohne Aluminium aus biobasierten Rohstoffen hergestellt worden und daher laut DIN 13432 kompostierbar? Einfache Antwort: Man wirft sie reinen biobürgerlichen Gewissens zum Verrotten auf den Kompost. Und wenn man als Stadtbewohner keinen solchen hat: in die Biotonne.

Genau das hat die F.A.S.-Redaktion zusammen mit dem Frankfurter Müllentsorger FES gemacht. So landeten drei Espressokapseln der Marke „Bonga Red Mountain“ vom deutschen Hersteller Original Food, der wegen seines Engagements für die Belange der Kaffeebauern im äthiopischen Bergregenwald gerade frisch mit dem Ehrenpreis der Hamburger Initiative für Menschenrechte ausgezeichnet wurde, im sogenannten Rottetunnel auf der großen Bioabfallbehandlungsanlage am Frankfurter Osthafen.

Biokapsel besser in den Restmüll

Dort wurden Temperatur und Luftdruck genau so eingestellt, wie es die Bundesgütegemeinschaft Kompost für solche Anlagen empfiehlt, es war also anfangs über 70 Grad Celsius warm, später sank die Temperatur auf frühsommerliche 20 Grad, und die richtige Mischung aus hilfreichen Würmern und Maden sorgte für die rasche Zersetzung von Essensresten und Gartenabfällen. Rund 60.000 Tonnen Kompost, als Dünger bei Landwirten und Gärtnern begehrt, stellt die FES hier im Jahr her, die Anlage zählt zu den größten im Land.

Üblicherweise dauert es zwölf bis vierzehn Tage, dann ist aus dem Biomüll Kompost geworden. Die drei Espressokapseln allerdings sahen auch am fünfzehnten Tag noch fast genauso aus wie am ersten, wie unser Foto zeigt. Wer genau hinsieht, erkennt erste Spuren der Zersetzung. Aber von Kompost, wie ihn sich Landwirte und Gärtner wünschen, ist das noch sehr weit entfernt.

Die laut grüner Werbebotschaft und Industrienorm 13432 kompostierbaren Kapseln werden vielmehr vor dem Verkauf als Fremdkörper aus dem Kompost ausgesiebt und kommen dann in die Müllverbrennungsanlage. Statt in der Biotonne wären sie also gleich besser im Restmüll aufgehoben gewesen.

Feindbild Nespresso

Was steckt dahinter? Hat der Hersteller, der es mit den Bergbauern in Äthiopien so gut meint, die Kunden in Deutschland angelogen? Florian Hammerstein, der Gründer und Geschäftsführer von Original Food, weist diesen Vorwurf weit von sich. Jahrelang habe er mit Wissenschaftlern und Zulieferern am richtigen Material getüftelt, um das für Espressokapseln nach dem Vorbild des Marktführers Nespresso übliche Aluminium mit einem Biokunststoff auf Milchsäurebasis zu ersetzen.

Mit großem Aufwand seien außerdem die Innenströmungsverhältnisse in der Kapsel untersucht worden, um einen reißfesten, das Aroma bewahrenden Deckel aus Papier einsetzen zu können und so das begehrte DIN-Siegel für die „Verwertung von Verpackungen durch Kompostierung und biologischen Abbau“ zu erhalten.

Der Siegeszug der vom Schweizer Nestlé-Konzern ersonnenen und von Hollywoodstar George Clooney beworbenen Nespresso-Kapseln ist ökologisch aufmerksamen Kaffeetrinkern schon lange ein Dorn im Auge, schließlich verschlingt die Aluminiumherstellung viel Energie, und zum Kompostieren eignet sich das Leichtmetall auch nicht.

„Nur für Großanlagen ist es nicht geeignet“

Wer eher auf die eigene Brieftasche als auf die Ökobilanz schaut, wird sich am Preis der Kapseln und der für ihren Gebrauch nötigen Maschinen stören. Aber weder die eine noch die andere Stoßrichtung der Kritik hat verhindern können, dass der Umsatz von Kapselkaffee stärker wächst als jedes andere Segment im Kaffeemarkt. Umso reizvoller die Aussicht auf ökologisch astreine Kapseln, die Kommerz und Umweltschutz aussöhnen können.

Dumm nur, dass die drei Kapseln in der Kompostieranlage einfach nicht verrotten wollen. Noch dümmer: Dasselbe gilt auch für alle anderen Biokunststoffe, die nach DIN 13432 kompostierbar sind, zum Beispiel viele Bioabfallbeutel sowie die auf Partys und Festen beliebten Einmalbecher, -teller und -bestecke aus Milchsäure oder Maisstärke. „Privat kann man das alles kompostieren“, sagt Thomas Turk vom Witzenhausener Ingenieurbüro IG Lux, ein ausgewiesener Abfallfachmann.

„Nur für Großanlagen ist es nicht geeignet.“ Entscheidend ist der Faktor Zeit: Die Norm schreibt vor, dass Biokunststoffe im Kompost innerhalb von 90 Tagen zu mindestens 90 Prozent zu Wasser, Kohlendioxid und Biomasse umgesetzt werden müssen. 90 Tage sind gut 12 Wochen. Das ist sechsmal länger als in den großen Kompostieranlagen üblich. „So viel Zeit nimmt sich heute niemand mehr. Der technische Fortschritt ist über die Norm längst hinweggegangen“, sagt Thomas Turk, der Abfall-Ingenieur aus Witzenhausen. Was einmal durchaus gut gemeint gewesen sei – DIN 13432 stammt aus dem Jahr 2000 - stifte heute nur noch Verwirrung.

Biokunststoffe kein Teufelszeug

Die Bundesgütegemeinschaft Kompost beispielsweise spricht sich rigoros gegen die Kompostierung von Biokunststoffen aus. Viele Kommunen untersagen in ihren Abfallverordnungen auch die Entsorgung dieser Stoffe über die Biotonne. Es gibt also eine Norm für kompostierbare Materialien, die an der gängigen Praxis der Kompostierung in Deutschland vorbeigeht.

Und tonnenweise Bioplastik, das von den Herstellern zwar so genannt werden darf, aber trotzdem nicht in die Biotonne gehört, wo Otto Normalverbraucher es instinktiv reinwirft. Viele Zutaten für einen echten Schildbürgerstreich. Und wer darin den Schwarzen Peter haben soll – die Entsorger, die sich aus Profitgier nicht an die Norm halten; die Hersteller, die sich als unlautere Werbung grüne Blumen auf die Verpackung drucken; oder die verschlafenen Organisationen hinter der Industrienorm –, das sucht sich jeder Beteiligte nach eigenem Interesse aus.

Teufelszeug sind die Biokunststoffe aber trotzdem nicht. Wenn Rückstände in der Kompostieranlage aus Versehen nicht ausgesiebt werden und auf einen Acker gelangen, werden sie dort irgendwann tatsächlich verrotten. Und selbst in der Müllverbrennungsanlage haben sie einen ökologischen Vorteil gegenüber herkömmlichem Plastik auf Erdölbasis, weil dabei kein zusätzliches Kohlendioxid freigesetzt wird.

Florian Hammerstein, der Kaffeeanbieter, dessen Kapseln den Anstoß zum F.A.S.-Test gaben, sieht die Sache deshalb pragmatisch. Selbstverständlich wisse er um die Probleme beim Kompostieren, sagt er. „Aber soll uns das daran hindern, bessere Materialien auf den Markt zu bringen? Das ist zwar noch nicht ideal, aber zumindest weniger falsch als die Kapsel aus Aluminium.“ Die Arbeit an einer neuen Version von DIN-Norm 13432 hat inzwischen begonnen.
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