[crowenhaft]

Zwischenergebnis der „Stunde der Wintervögel“

Vogelarten, deren Winterbestände hierzulande sehr stark vom Zuzug von Artgenossen aus dem kälteren Norden und Osten abhängen, sind 2017 auffallend selten. Besonders deutlich wird dies bei allen sechs heimischen Meisenarten. Auch die Hälfte der Kleiber und Schwanzmeisen fehlt.


Ein Drittel weniger Meisen, so sieht die Zwischenbilanz der Zählaktion aus. - Foto: NABU/Wendelin Detemple

10. Januar 2017 - Die siebte bundesweite „Stunde der Wintervögel“ steuert auf einen neuen Teilnahmerekord zu: Bis zum heutigen Dienstag sind bereits Meldungen von deutschlandweit mehr als 89.000 (103.977 „and still counting“ - Stand 16.1.2017) Vogelfreundinnen und Vogelfreunden aus über 58.000 Gärten beim NABU und seinem bayerischen Partner LBV eingegangen. Noch bis zum 16. Januar können Zählergebnisse nachgemeldet werden, und auch die Eingabe der postalisch eingegangenen Meldungen steht noch aus. Daher erwartet der NABU, den Vorjahresrekord von 93.000 Meldern deutlich zu übertreffen.

Weniger erfreulich sind die Zählergebnisse. Wie schon im Vorfeld befürchtet, fehlt ein Teil der sonst in den Gärten zu beobachtenden Wintervögel: Statt der knapp 42 Vogelindividuen pro Garten im langjährigen Mittel wurden in diesem Jahr nur 34 Vögel pro Garten gemeldet – ein Rückgang von 20 Prozent. „Noch vor einem Jahr entsprachen die Zahlen den üblichen Werten. Damit bestätigen sich durch die systematische Bestandserfassung im Rahmen der Aktion die zahlreichen Meldungen von besorgten Bürgern, die in den vergangenen Monaten von gähnender Leere an den Futterhäuschen berichteten“, sagt NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.

Milde Winter führen zu weniger Reiselust bei Vögeln

Ein genauer Blick auf die vorläufigen Ergebnisse macht den Experten des NABU Mut: „Die extrem niedrigen Beobachtungsraten beschränken sich auf solche Vogelarten, deren Winterbestände hierzulande sehr stark von Zuzug von Artgenossen aus dem kälteren Norden und Osten abhängen“, sagt NABU-Vogelschutzexperte Lars Lachmann. Besonders deutlich wird dies bei allen sechs heimischen Meisenarten: Die häufigen Kohl- und Blaumeisen sind in diesem Winter um ein Drittel weniger, die selteneren Tannen-, Hauben-, Sumpf- und Weidenmeisen jeweils nur etwa halb so oft gesehen worden wie im Vorjahr. Auch die Hälfte der Kleiber und Schwanzmeisen fehlt. Die Winterbestände der Finkenarten Kernbeißer (minus 61 Prozent zum Vorjahr) und Erlenzeisig (minus 74 Prozent) sind dagegen lediglich nach ihren Höhenflügen im vergangenen Winter auf Normalmaß geschrumpft.

„Im Gegensatz dazu sind die Winterzahlen von Arten, deren Bestände immer nur teilweise von uns nach Süden abwandern, in diesem Jahr besonders hoch, sie sind also vermehrt bei uns geblieben“, stellt Lachmann fest. Zu diesen Arten gehört vor allem der Star (plus 86 Prozent zum Vorjahr), außerdem Amsel (plus 20 Prozent), Ringeltaube (plus 16 Prozent), Heckenbraunelle und Singdrossel (je plus 33 Prozent). Diese Arten sind jedoch generell im Winter in kleineren Zahlen bei uns vertreten, so dass sie das Fehlen der häufigen Wintervögel nicht ausgleichen können.

„Auch der Vergleich mit Daten der Vogelzugbeobachtungen im vergangenen Herbst zeigt, dass eine besonders geringe Wanderneigung vieler Vögel die auffallend niedrigen Vogelzahlen dieses Winters plausibel erklären“, so Lachmann. Dazu passt auch die Feststellung, dass die Rückgänge bei Meisen und Co. im Norden und Osten Deutschlands am geringsten ausfallen, Richtung Südwesten aber immer größer werden. Vermutlich aufgrund des bis zum Beginn des Zählwochenendes extrem milden Winters haben manche Wintervögel in diesem Jahr wohl auf halber Zugstrecke Halt gemacht.

Schlechter Bruterfolg noch nicht bestätigt

Nicht ausgeschlossen werden kann jedoch, dass auch ein schlechter Bruterfolg bei Meisen und anderen Waldvögeln im vergangenen Frühjahr zur niedrigen Zahl an Wintervögeln in den Gärten beigetragen hat. Dies kann wiederum anhand der Ergebnisse der nächsten großen Vogelzählung überprüft werden, wenn im Mai wieder tausende Vogelfreunde im Rahmen der „Stunde der Gartenvögel“ die Brutzeitbestände der heimischen Gartenvögel erfassen.

Für die Ornithologen des NABU hielt die diesjährige Stunde der Wintervögel noch weitere spannende Informationen bereit: Der sich im Herbst ankündigende größere Einflug von Seidenschwänzen aus dem Norden hat wohl doch nicht stattgefunden. Mit im Schnitt nur zwei Vögeln auf 100 Gärten war die Art nur unwesentlich häufiger als in normalen Jahren. Vielleicht haben auch diese Vögel ihren Herbstzug wegen milder Wintertemperaturen schon weiter im Norden abgebrochen.

Unterschiedliche Auswirkungen von Usutu-Virus und Trichomoniasis


Einzellige Parasiten machen dem Grünfinken schwer zu schaffen. Sein Bestand geht beständig zurück.
- Foto: Frank Derer

Die zahlreichen durch das Usutu-Virus unter Amseln im Herbst 2016 in Teilen Deutschlands hervorgerufenen Todesfälle haben erfreulicherweise keine Auswirkung auf den Gesamtbestand der Art gehabt. Allerdings kann man bereits bei einem ersten Blick auf die Meldekarten deutlich erkennen, dass die gemeldeten Zahlen in den Virus-Ausbruchsgebieten kleiner sind als anderswo.

Besorgniserregend ist dagegen der ungebremst anhaltende Rückgang des Grünfinken. Nach einem weiteren Rückgang von 31 Prozent gegenüber dem Vorjahr ist er 2017 erstmals nicht mehr der sechsthäufigste Wintervogel in Deutschlands Gärten, sondern nur noch auf Rang acht. Mit im Schnitt nur noch 1,24 Grünfinken pro Garten wurde nur noch ein gutes Drittel der Grünfinken des Jahres 2011, dem Beginn der Aktion gemeldet. Verantwortlich ist vermutlich das durch einen einzelligen Parasiten hervorgerufene sogenannte Grünfinkensterben (Trichomoniasis), das seit 2009 vor allem an sommerlichen Vogelfutterstellen auftritt. Leider spiegelt sich dieser Trend inzwischen auch bei der heimischen Brutpopulation.

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[Destiny]

Ein weiteres Problem ist z.B. in Städten - was ich hier auch beobachten kann - es gibt immer weniger große Sträucher und große Bäume, wo die Vögelchen geschützt brüten können und die "Haus"brüter finden auch immer weniger Plätze, weil die Häuser so gebaut werden, dass da kein Unterschlupf für Vögel vorhanden ist.

[ash2]

Finken,wie z.B. Buchfinken sind bei Uns dieses Jahr so gut wie gar nicht mehr am Vogelhäuschen zu sehen.

ash

[Destiny]

Oh, in Berlin scheinen sie dichte Sträucher zu hassen. Überall werden größere und dichte Sträucher herausgerissen, ausgedünnt, bis fast auf den Boden heruntergeschnitten...

[acherontia]

Dazu kommt: In Deutschland breitet sich schon seit längerem eine schlimme Krankheit mit verheerenden Folgen aus - der Chronisch-Destruktive Mähwahn. Hauptsymptom ist die felsenfeste Überzeugung das ein teutonischer Rasen aussehen muß wie ein Skinhead oberhalb der Augenbrauen. Es muß sich um eine Prionenerkrankung handeln, da weder Immunglobuline noch Antibiotika Abhilfe schaffen konnten. Ähnlich der Zombieinfektion ist diese Krankheit warscheinlich nur durch Kopfschuß heilbar.

Und da auf einem ständig knapp über dem Bodenniveau abgefiedelten Rasen keine Insekten u.ä. existieren können geht zumindestens den Weichfressern unter den Vögeln irgendwann der Proviant aus...Das Ergebnis: siehe oben.

[Destiny]

War heute bei einer Freundin. Dort war bis letztes Jahr noch sehr viel grün, auch große dichte Sträucher und hohe Bäume und jetzt? Alles niedergemäht bis fast auf den Boden und viele der großen Bäume gefällt. Ebenso kleinere Grünanlagen niedergemacht, um diese zu bebauen, mit was auch immer.

Nun ja, in Berlin hassen sie Vögel anscheinend, dass das alles so erlaubt ist und auch von Seiten der Stadt so ausgedünnt wird.

Den angesprochenen Mähwahn kenn ich auch. Bis auf den Boden den Rasen absäbeln, selbst jetzt, obwohl da gar nichts gewachsen ist. Ich vermisse die Wiesenstücke von meiner Kindheit.

[acherontia]

...weitere "Zugabe": der erbitterte Kreuzzug gegen die Pappel, welche aus biologischer Sicht der wertvollste Baum im innerstädtischen Bereich ist (kein Stadtbaum beherbergt mehr an ihn gebundene Arten - in der Masse Insekten).
Nächster Aspekt - Winterfütterung: Supermärkte/Baumärkte u.ä. "beglücken" uns in jedem Herbst und Winter mit Unmassen an Futterhäuschen, Vogelfutter, Meisenknödeln u.v.m. Ein äußerst lukratives Geschäft, ABER NICHT MEHR!!!
Die Winterfütterung ist KEIN Naturschutz, sondern ein massiver Eingriff in das ohnehin nur noch rudimentär vorhandene ökologische Gleichgewicht. Alle Organismen, die in der Nahrungskette unter den Vögeln stehen haben darunter zu leiden da sie nicht adäquad gefördert werden bzw. z.T. auch gar nicht gefördert werden können.
Eine dadurch künstlich hoch gehaltene Vogelpopulation vertilgt mehr Insekten als deren Bestände wiederum vertragen können - dadurch fressen sich die Vögel im wahrsten Sinne des Wortes ihre eigene zukünftige Lebensgrundlage weg. Das trifft natürlich hauptsächlich für Insektenfresser (und Vögel mit "Mischernährung") zu, zu denen allerdings auch die Meisen gehören.
Offiziell wird so etwas kaum angesprochen, dazu "brummt" das Geschäft mit der Winterfütterung viel zu sehr...Und wenn die Dollarzeichen im Auge blinken spielt alles Andere keine Rolle mehr.
Und nun kombiniere all diese Faktoren, dann siehst Du das es schon fast ein Wunder ist das es überhaupt noch Meisen gibt!

[nolte]

hier, ich... Ich hab auch noch Mostrich:
Unter Mao Zedong wurden in China alle Spatzen ausgerottet weil die angeblich am Getreide fraßen. Dadurch vermehrten sich die Getreideschädlinge rasant. Das Ende vom Lied war eine Hungersnot.

[Melvin van Horne]

Moin,

ich hab´auf meinem Grundstück einen grossen Teich. Der ist inzwischen fast völlig mit Schilf zugewuchert. Offenbar ein Eldorado für Spatz und Co. Da ist immer Lärm. Die Nachbarn stört das. Mir egal. Mir gefällt´s. Für mich ist der Rabatz den die da veranstalten der "Sound des Sommers". Wir haben auch jedes Jahr ein Pärchen Teichrallen. Ich hab den Zaun um den Teich unten so eng gemacht das da keine Katzen durchkommen. Wenn alles klappt, gibt es auch in diesem Jahr Nachwuchs bei Familie Ralle.

In ein paar Tagen decke ich in der Garage auf dem Dachboden alles mit Malerplanen ab und mach das Bodenfenster auf. Die Schwalben nehmen das gerne an. Da sind jedes Jahr fünf bis sechs Nester. Ein Betrieb, dass würden die sich beim Berliner Flughafen wünschen.

Und dieses Jahr denke ich auch daran den Trimmer nach unten zu bringen. Vor zwei Jahren haben die auf dem Ding ein Nest gebaut. Musste ich mir einen neuen kaufen. Das war zwar ärgerlich, aber wer mal gesehen hat mit welchem Eifer die Schwalben ihr Nest bauen , der kommt überhaupt nicht auf die Idee das wegzureissen. Davon, dass es verboten ist mal ganz abgesehen.

Ich mähe meinen Rasen auch. Und auch recht kurz. Es gibt aber einige Sachen die nicht sein müssen. Während der Brutzeit schneidet man keine Hecke. Bäume die nicht 20 Zentner Äpfel (die man dann doch bloß wegschmeisst) tragen haben trotzdem eine Daseinsberechtigung. Man muss nicht bis in die letzte Ecke alles steril halten. Ein Reisighaufen in der Ecke oder ein paar absichtlich liegengelassene Äpfel im Herbst sind keine Katastrophe. Ganz im Gegenteil. Und wer Schwalbennester von der Fassade abschlägt gehört (und wird bei uns auch) bestraft.

Alles in allem: Landleben pur. Ich find´s schön.

[pauli8]

Zitat Melvin:

Und wer Schwalbennester von der Fassade abschlägt gehört (und wird bei uns auch) bestraft.

Kaum jemand weiß, dass auch Spatzen als sogenannte Gebäudebrüter geschützt sind.

Die Not der Gebäudebrüter
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Gesetzliche Grundlagen:
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Je nach Bundesland und besonders geschützter Art kann das Bußgeld bis zu 50.000.- Euro betragen.