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Trekking in Zeiten von Corona

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Ungelesen 02.05.20, 13:43   #1
pauli8
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Standard Trekking in Zeiten von Corona

Zitat:


Zwei Frauen auf Neuseelands längstem Trekkingpfad

"Wir sind oft knietief durch den Matsch gesprungen"


Der Te Araroa Trail führt 3000 Kilometer weit von der Nordspitze Neuseelands bis zum Südende. Kathrina Steiert und Alexandra Hog wanderten fünf Monate lang - und verpassten den Lockdown.

Ein Interview von Anke Richter, Christchurch • 02.05.2020, 09.38 Uhr


SPIEGEL: Am 23. März verkündete die neuseeländische Regierung, dass dem Land 48 Stunden bis zum Lockdown bleiben. Der wurde mit einem Alarmsignal auf allen Handys und einer Ansprache von Premierministerin Jacinda Ardern eingeleitet. Wandern war ab sofort verboten. Das alles haben Sie auf dem Te Araroa Trail in den Bergen Neuseelands verpasst?

Kathrina Steiert: Naja, wir hatten irgendwann unterwegs mal die Infektionszahlen gecheckt und gedacht: Sind ja nicht so viele Corona-Fälle hier, die machen das nicht. Da waren wir wohl ein wenig naiv. Als wir es mitbekamen, stand das ganze Land schon zwei Tage still. Das war schon sehr komisch.

Zitat:
Zur Person



Alexandra Hog/ Kathrina Steiert

Kathrina Steiert, 28, und Alexandra Hog, 28, sind Sozialarbeiterinnen aus Freiburg. Sie waren fünf Monate lang auf dem Te Araroa Trail unterwegs, dem längsten Fernwanderweg Neuseelands. Der 3000 Kilometer lange Trekkingpfad wurde im Dezember 2011 offiziell eröffnet, beginnt am Cape Reinga auf der Nordinsel Neuseelands und endet im Ort Bluff auf der Südinsel.
SPIEGEL: Wo waren Sie da gerade?

Steiert: Wir waren auf einem Gipfel auf der Südinsel und schauten runter auf den kleinen Ort Hawea, wo sich nichts mehr bewegte. Wir konnten von oben sehen, dass keine Autos mehr fuhren, alles war anders. Wir mussten dann noch einen ganzen Tag laufen und organisieren, dass wir in einer der Hütten übernachten durften, was ja eigentlich gar nicht mehr ging.

SPIEGEL: Wie kommt man auf die Idee, 3000 Kilometer am Stück zu laufen - immerhin ist der Te Araroa Neuseelands längster Trekkingpfad?

Steiert: Schon nach dem Studium wollten wir zusammen weg und hatten Fernweh, keine Lust mehr auf Nine-to-Five-Arbeit, raus aus Deutschland. Als wir nach Weitwanderwegen gegoogelt haben, sind wir auf Neuseeland gekommen: keine wilden Tiere, und wir lieben beide die Berge. Dann haben wir gekündigt und unsere gemeinsame Wohnung untervermietet - Rückkehr offen.

Fotostrecke - 18 Bilder

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Richard Bowles/ : Fünf Monate durch die Wildnis
18 Bilder

SPIEGEL: Hatten Sie bereits Erfahrungen mit solch *******n Strecken?

Alexandra Hog: Nein, nur mit Tagestouren im Schwarzwald und in der Schweiz. Die längste Strecke für mich waren fünf Tage auf dem Querweg am Bodensee. Der Te Araroa kann ja sechs Monate dauern. Ganz ehrlich - wir wussten nicht, ob wir ihn nicht vielleicht schon nach einer Woche wieder abbrechen, falls wir an den ersten hundert Kilometern scheitern. Ich hatte Angst vor Blasen. Aber schon am ersten Tag war klar: Das ziehen wir durch!

SPIEGEL: Was waren typische Anfangsfehler?

Steiert: Wir haben anfangs 17 oder 18 Kilo mitgeschleppt, das mussten wir nach ein paar Wochen abspecken. Die schwere Kamera, Tagebücher, Flachmänner und dicke Wollsocken haben wir nach Hause geschickt.

SPIEGEL: Und was wurde unverzichtbar?

Steiert: Die Sitzmatte. Hätte ich vorher nicht gedacht.

Hog: Und die Wanderstöcke. Wir dachten erst, das sieht lächerlich aus, jetzt kann ich gar nicht mehr ohne laufen. Den Ninety Mile Beach am Anfang, der am Cape Reinga an der Nordspitze Neuseelands beginnt, haben wir total unterschätzt.

SPIEGEL: Ein ellenlanger, leerer Strand - klingt eigentlich ideal zum Laufen.

Steiert: Dachten wir auch. Aber es ist furchtbar hart. Der Wind peitscht dir entgegen, man muss auf die Gezeiten achten. Man sieht etwas in der Ferne, läuft einen Tag darauf zu, und dann ist es nur ein Stück Holz. Da sind dann 30 Kilometer am Tag auch hart für die Psyche.

SPIEGEL: Kamen Sie durch Maori-Land?

Steiert: Am Whanganui River auf der Nordinsel hat eine Maori-Familie, auf deren Campingplatz wir übernachtet haben, eine Kanufahrt für uns organisiert, samt Zeremonie. Und einer der Trail Angels, bei dem wir schliefen, hat für uns beim Abschied gesungen, um uns mit dem Berg und dem Fluss zu verbinden.

SPIEGEL: Was sind denn "Trail Angels"?

Hog: Das sind Privatleute, die in der Nähe des Wanderwegs wohnen und helfen. Sie bringen Essen vorbei, bieten eine Dusche an und nehmen Wanderer auf, denn es gibt ja nicht immer Hütten. Ich hatte in den ersten Wochen eine Knieverletzung, weil ich mit zu viel Gewicht zu schnell nach oben gelaufen war, und wurde gepflegt.


Bedient euch, Wanderer! Freundliche Neuseeländer sorgten für Überraschungen am Wegesrand
Alexandra Hog/ Kathrina Steiert

SPIEGEL: Bekamen Sie als Frauen mehr Hilfe unterwegs?

Steiert: Wir wurden dauernd gewarnt, beim Trampen aufzupassen. Alle sagten immer, das sei gefährlich, aber das war es für uns nie. Alle sind so supernett hier.

Hog: Uns wurde manchmal gesagt, dass wir bestimmte Abschnitte lieber nicht laufen sollten, weil wir wohl nicht wie Survivalprofis aussehen. Den Männern traute man das immer zu. Manche sind extrem, die haben nur fünf Kilo auf dem Rücken und laufen bis zu 60 Kilometer am Tag. Aber wir wollen auch die Landschaft sehen.

SPIEGEL: Was waren Ihre Highlights?

Steiert: Jeder Abschnitt hat seine Magie. Die märchenhaften Wälder – da sind wir oft durch den Matsch gesprungen, knietief. Es gibt vor allem auf der Südinsel manchmal keine Wege, da läuft man den ganzen Tag im Flussbett und hat die meiste Zeit nasse Füße. Manchmal standen wir bis zur Hüfte im Wasser. Oder wir mussten mit schwerem Rucksack klettern und fragten uns: "Wie zur Hölle sollen wir das schaffen?"

Hog: Das tolle Hüttensystem kannten wir so aus Europa nicht. Wenn es regnete, hatten wir meist gerade unsere Ruhetage und mussten nicht durchnässt laufen.

SPIEGEL: Wie war die Dynamik zwischen Ihnen, fünf Monate lang ohne Pause im Trott?

Hog: Wir gehörten zu den wenigen auf dem Te Araroa, die sich ein Zelt geteilt haben. Wir dachten auch, wir würden uns mal streiten, aber es gab nur eine Zickerei in all den Monaten. Wenn wir Pausen voneinander brauchten, haben wir halt 50 Meter Abstand gehalten.

Steiert: War aber nicht immer einfach, da wir den gleichen Schritt haben.

SPIEGEL: Sie sind im Oktober gestartet, da war das neuartige Coronavirus noch unbekannt. Wann haben Sie das erste Mal davon gehört?

Hog: Ziemlich spät, schätze ich. Wir haben es genossen, das Handy auszulassen. Da der Trail mitten durchs Land geht, waren wir nie in Städten oder großen Supermärkten. Und an den Ruhetagen hatten wir immer viel zu tun mit Essen einkaufen, planen und Wäsche waschen.

Steiert: Wir hatten ja fast nie WLAN, im Schnitt so einmal die Woche, und oft nur 100 MB. Statt Nachrichten zu checken, haben wir lieber mit unseren Familien zu Hause geredet. Durch die bekamen wir ein wenig mit, was los war. Unsere Sorge war eher, ob unsere Krankenkasse weiter gilt.

SPIEGEL: Wo hatten Sie Ihren letzten Kontakt mit der digitalen Welt, bevor Sie den Lockdown verpassten?

Steiert: Da waren wir auf einem Campingplatz in Twizel auf der Südinsel. Dort checkten sie unser Visum, um zu sehen, ob wir uns selbst isolieren müssen wie all die Touristen, die gerade frisch eingereist waren. Wir hatten noch eine gute Woche bis nach Wanaka und wollten uns dort mal richtig um Informationen kümmern, Zeitung lesen und so.

Hog: Als wir in der letzten Woche niemanden mehr getroffen haben, haben wir uns schon gewundert – aber auch gefreut, dass wir die Hütten für uns hatten. Aber irgendwas war anders.

SPIEGEL: Seitdem harren Sie in einem Backpacker-Hostel in Wanaka aus?

Steiert: Beim Abstieg haben wir uns das schön geredet und uns auf die heiße Dusche gefreut, das bequeme Bett und richtiges Kochen. Aber die Corona-Zeit ist nach all dem Abenteuer die größte Challenge der ganzen Tour.

Hog: Uns fehlt eine Aufgabe. Vorher hatten wir unsere Tagesaufgaben wie einen Schlafplatz zu finden. Jetzt, wo der Lockdown etwas gelockert ist, wollen wir bei Leuten in der Nähe als freiwillige Helfer unterkommen und Gartenarbeit machen.



Motatapu Track zwischen Wanaka und Arrowtown
Photograph by Michael Schwab/ Getty Images

SPIEGEL: Da die Covid-19-Fallzahlen in Neuseeland so gering sind, kann es gut sein, dass es in zwei Wochen auf Stufe zwei geht. Werden Sie den Te Araroa dann doch noch zu Ende laufen?

Steiert: Wir haben es vor, auch wenn es dann bereits Spätherbst ist. Zwischen Wanaka und Queenstown sind manche Gipfel über 1300 Meter, da kommt uns Schnee in die Quere, und es kann nachts minus vier Grad werden. Wir sind eigentlich nur bis null Grad gerüstet. Je nachdem, wie fit wir nach der Isolation sind, brauchen wir circa drei Wochen bis Bluff.

SPIEGEL: Die meisten der 12.000 Deutschen, die vor dem Lockdown in Neuseeland unterwegs waren, sind inzwischen ausgeflogen. Wo wären sie jetzt lieber?

Hog: Wir haben es mit Neuseeland total gut getroffen. Die Kiwis sind so unglaublich nett. Und wir haben sogar schon Angebote, wo wir unterkommen können, falls es doch noch weiter geht. Es gibt sicher schlimmere Orte, um nichts zu tun.

SPIEGEL: Womit vertreiben Sie sich das Nichtstun?

Steiert: Mit Essen! Auf dem Trail haben wir schon ab und an hungern müssen. Endlich keine Zwei-Minuten-Nudeln und Erdnussbutter mehr.
Quelle:

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